Forschung
Ein wesentliches Problemfeld im SCM ist die Koordination der Entscheidungen von rechtlich unabhängigen Unternehmen. Durch eine entsprechende Anreizgestaltung können die individuellen Ziele eines Unternehmens und die kollektiven Ziele der gesamten Supply Chain in Einklang gebracht werden. Vor diesem Hintergrund ist die Professur darauf ausgerichtet, die Wirkungsweise unterschiedlicher Koordinationsinstrumente (z.B. Verträge, Informationsaustausch, Reputationssysteme) rigoros zu analysieren und somit grundsätzliche, wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für deren Einsatz in der Praxis abzuleiten. Der Schwerpunkt des Instituts liegt dabei auf der Verhaltensrobustheit der Koordinationsinstrumente. Verhaltensrobuste Koordinationsinstrumente zeichnen sich dabei dadurch aus, dass sie weniger Störanfällig gegenüber Abweichungen von „klassischen“ Verhaltensannahmen sind.
Die klassische modelltheoretische Analyse von Koordinationsinstrumenten bedient sich zweier kritischer Verhaltensannahmen: die vollständige Rationalität aller Akteure in der Supply Chain sowie das Ziel der Gewinnmaximierung. Mittels Laborexperimenten wird die Robustheit der modelltheoretischen Analysen bezüglich dieser Verhaltensannahmen überprüft. Erweisen sich die modelltheoretischen Ansätze/Analysen als nicht verhaltensrobust (z.B. nicht prognostizierte Effizienzverluste), wird untersucht, inwiefern mikroökonomisch fundierte Verhaltensphänomene wie z.B. Fairness- oder Risikopräferenzen die Beobachtungen in den Laborexperimenten erklären können. Anschließend wird in einem neuen Zyklus aus modelltheoretischen Analysen und Laborexperimenten erforscht, inwiefern verhaltensrobuste Koordinationsinstrumente gestaltet werden können. Dieses Spannungsfeld aus modellgeleiteter Entscheidungsunterstützung unter Berücksichtigung von tatsächlich beobachteten Verhalten ist zentraler Forschungsgegenstand des Instituts.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die nachhaltige Gestaltung von Wertschöpfungsketten. Das Forschungsinteresse liegt hierbei insbesondere auf der effizienten Ausgestaltung von Prozessen zur Wiederaufarbeitung von Altteilen (z.B. gebrauchte Automotoren oder Unterhaltungselektronik). Die methodischen Ansätze sind hierbei quantitativ-empirisch geprägt. Zur Analyse und Optimierung von Rücknahmeprozessen werden Methoden des Operations Research (Optimierung und Entwicklung von Heuristiken) verwendet. Zur Berücksichtigung der vom Kunden wahrgenommenen Qualitätsrisiken in operativen Wiederaufarbeitungsentscheidungen werden Fragebogenstudien, Laborexperimente und quantitativ-modelltheoretische Ansätze kombiniert.
Zusammenfassend leistet das Institut Beiträge auf dem Forschungsgebiet der Koordination unabhängiger Unternehmen sowie der nachhaltigen Gestaltung von Supply Chains. Die Methodenwahl orientiert sich grundsätzlich an der Forschungsfrage und umfasst das folgende Portfolio:
- Die Methoden des Operations Research (OR) werden zur konkreten Entscheidungsunterstützung bei komplexen Entscheidungssituationen genutzt.
- Spieltheoretische Modellanalysen werden genutzt, um die Wirkungsweise von Maßnahmen (z.B. Kontraktgestaltung, Nachhaltigkeitsstrategien etc.) unter idealisierten Bedingungen zu analysieren.
- Laborexperimente werden genutzt, um die spieltheoretischen Prognosen unter kontrollierten Bedingungen auf Verhaltensrobustheit zu überprüfen.