Abgeschlossene Projekte
Internationaler Vergleich ambulanter Vergütungen
Deutschland gibt im internationalen Vergleich einen hohen Anteil der Wirtschaftsleistung für die Finanzierung des Gesundheitswesens aus. Gleichzeitig ist das deutsche Gesundheitssystem aber auch geprägt durch eine überdurchschnittlich hohe Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen. Vor diesem Hintergrund liegt die Vermutung nahe, dass die hohen Gesundheitsausgaben weniger auf hohe Preise, sondern vielmehr auf die hohe Menge abgerechneter ärztlicher Leistungen zurückzuführen sind. Analysen für den stationären Sektor, die ein 12 % unter dem OECD-Durchschnitt liegendes Preisniveau für stationäre Leistungen in Deutschland ergeben, stützen diese These. Unklar ist aber, wie sich die deutschen Preise für die ambulante Leistungserbringung im internationalen Vergleich darstellen.
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat daher das Hamburg Center for Health Economics (hche) an der Universität Hamburg beauftragt, im Rahmen einer Übersichtsarbeit einen internationalen Preisvergleich ausgewählter ambulanter Leistungen vorzunehmen. Das Ergebnis dieses internationalen Preisvergleichs ärztlicher Leistungen verdeutlicht, dass erhebliche Unterschiede in der Abrechnung von medizinischen Dienstleistungen existieren. Diese Diskrepanzen können auf vielfältige Faktoren wie die unterschiedliche Ausgestaltung der nationalen Gesundheitssysteme und Versicherungsmodelle, sowie andere rechtliche Rahmenbedingungen zurückzuführen sein. Die unterschiedlichen Abrechnungssysteme erschweren die Vergleichbarkeit; insgesamt zeigt diese Arbeit aber, dass trotz der Komplexität eine Gegenüberstellung der Preise möglich ist. Für die betrachteten Leistungen liegen die Preise ärztlicher Leistungen in Deutschland eher im Mittelfeld der Vergleichsländer. Zur Einordnung der Unterschiede sind aber Kontextunterschiede, wie z. B. die Lebenshaltungskosten bzw. Kaufkraftunterschiede, angemessen zu berücksichtigen.
Entwicklung einer Kostenfunktion für Ärzt:innenpraxen
Während für den stationären Bereich umfangreiche Forschungsergebnisse zu Kostenfunktionen vorliegen, sind Analysen im ambulanten Bereich bisher sehr selten. Um auch für den ambulanten Bereich wesentliche Kosteneinflussfaktoren aufzudecken, werden in diesem Forschungsvorhaben Kostenfunktionen für den ambulanten Bereich entwickelt und anhand von Regressionen geschätzt. In den Praxiskostenfunktionen werden die Kosten einer Praxis (n = 5000) als Zielgröße in zu schätzenden Regressionen herangezogen. Dabei wird für eine Vielzahl von organisatorischen Charakteristika kontrolliert, um eine möglichst exakte Kostenschätzung zu erzeugen z.B. Anzahl der Patient:innen, Standort, ärztliche Fachgruppe, Unterschiede in der Struktur zu behandelnder Personen. Die Praxiskostenfunktion soll als Basis dienen, um Antworten auf verschiedene Forschungsfragen zu geben, z.B. zur Frage, ob Gemeinschaftspraxen produktiver als Einzelpraxen sind, oder ob spezialisierte ärztliche Praxen produktiver als nichtspezialisierte sind. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für die kassenärztlichen Versorgung (ZI) bearbeitet.
Entwicklung eines Qualitätsindex für Krankenhäuser
Im Unterschied zu vielen anderen Ländern liegen in Deutschland nur wenige aussagekräftige Informationen über die Ergebnisqualität der Krankenhausversorgung vor. Zwar existieren umfangreiche Informationen aus den Qualitätsberichten, diese werden jedoch von vielen als zu manipulationsanfällig und daher nur eingeschränkt nutzbar erachtet. Andere Länder nutzen zur Bewertung der Ergebnisqualität von Krankenhäusern robustere und weniger manipulationsanfälligere Daten zu Postkrankenhaussterblichkeit und Postkrankenhauswiedereinweisungen für ausgewählte Indikationen und verdichten diese dann zu einem Qualitätsindex je Krankenhaus. Ziel der Studie ist es, einen ähnlichen Ansatz für Deutschland zu verfolgen und auf Basis der §301 Daten der Barmer GEK einen Qualitätsindex für Krankenhäuser in Deutschland zu ermitteln. Es wird zunächst mit Daten der Barmer GEK ein Index für den Herz-Kreislauf Bereich ermittelt. Anhand der Routinedaten der Barmer GEK werden jeweils die Postkrankenhaussterblichkeitsrate und Postkrankenhauswiedereinweisungsrate für verschiedene Zeitfenster ermittelt (30-Tage bis 1 Jahr). Es folgt eine Risikoadjustierung der Indikationen über den Elixhauser Index und andere spezifische kardiovaskuläre Indices. Anschließend erfolgt eine Aggregation der Ergebnisse für die einzelnen Indikationen über eine selbst entwickelte Methode aufbauend auf einer Seemingly-Unrelated-Regression (SUR). Ergebnis ist ein Herz-Kreislauf Qualitätsindex für jedes Krankenhaus, der die Ergebnisqualität eines Krankenhauses auf einer Skala von 1-10 bewertet.
Auswirkungen der Privatisierung von Krankenhäusern auf Effizienz und Qualität der Versorgung
Eine Vielzahl von Krankenhäusern ist in den letzten Jahren privatisiert worden. Die Auswirkungen dieser Entwicklung wurden bisher nicht untersucht. Das Projekt untersucht die Auswirkungen von Privatisierung auf die Effizienz und Qualität von Krankenhäusern. In diesem Projekt werden anhand eines umfangreichen Datensatzes des Statistischen Bundesamtes (1998-2007) zu allen deutschen Krankenhäusern, der auch einen Einblick in die Organisation der einzelnen Krankenhäuser erlaubt, die Auswirkungen der Privatisierung untersucht. Methodisch wird ein zweistufiges Verfahren mit Data Envelopment Analysis und anschließendem Difference-in-Difference Regressionsansatz verwendet. Es wird ein Qualitätsindex je Krankenhaus gebildet, der in die Data Envelopment Analysis integriert wird.
Entwicklung innovativer Versorgungsprogramme für Patient:innen mit seltenen Erkrankungen (EIVE)
Das BMBF-geförderte Projekt widmet sich der Entwicklung innovativer Versorgungsprogramme für Patient:innen mit seltenen Erkrankungen. Die grundsätzliche Problemstellung bei seltenen Erkrankungen ist die späte Diagnose. Eine frühe Diagnose kann häufig Lebenszeit erhalten und führt gleichzeitig zu geringeren Leistungsausgaben aus Sicht von Krankenkassen. Anhand von Krankenkassenroutinedaten der Techniker Krankenkasse werden tatsächliche Versorgungspfade von Patient:innen mit ausgewählten seltenen Erkrankungen bis zur Diagnose der Erkrankung ermittelt und durch Regressionsmodelle generalisiert. Im Rahmen dieses Projektes werden außerdem Prädiktoren für eine frühe Diagnose von seltenen Erkrankungen ermittelt, z.B. Dichte von ärztlichen Fachpersonal und ärztliche Spezialisierung. Hierfür wird die Dauer zwischen den ersten Symptomen und der gesicherten Diagnose über Routinedaten identifiziert. Die Ergebnisse dieser Analysen fließen in das Design von Versorgungsprogrammen ein, die gemeinsam mit anderen Mitwirkenden des Verbundprojektes für die Behandlung von Patient:innen mit seltenen Erkrankungen entwickelt werden.
Innovationsverhalten von chirurgischen Fachpersonal in deutschen und amerikanischen Universitätsklinika
Das Projekt untersucht das Innovationsverhalten von Ärzt:innen am Beispiel von chirurgischen Fachpersonal in deutschen und US-amerikanischen Universitätsklinika. Ziel des Projektes ist es, durch eine empirische Analyse innovationshemmende und innovationsfördernde Faktoren zu evaluieren, anhand derer die Klinika ihre Forschungsleistung optimieren können. Durch den Einbezug des internationalen Vergleichs ist es möglich – neben den Handlungsempfehlungen für das Management von Universitätsklinika – auch gesundheits- und wissenschaftspolitische Implikationen abzuleiten. Das Projekt wird in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Technologiemanagement an der Christian-Albrechts-Universität Kiel durchgeführt.
Wettbewerb und Regulierung des Arzneimittelmarktes
Um die Ausgaben der GKV für Arzneimittel zu begrenzen, aber auch aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen wird die Regulierung des Arzneimittelmarktes fortwährend verändert. Staatliche Interventionen in den Arzneimittelmarkt erfolgen jedoch zumeist ohne dass deren Wirkung evaluiert wird.
Ziele des Projektes sind:
- Die Untersuchung des Einflusses von Regulierungsmaßnahmen auf den Preis von Arzneimitteln, die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und das Verordnungsvolumen
- Die Untersuchung der Wirkung von externen Referenzpreissystemen (cross-reference pricing)
- Die Untersuchung des Erfolgs unterschiedlicher Preis- und Markteintrittsstrategien auf dem Generikamarkt
Produktivität²: Produktive Innovationsprozesse zur Erhöhung der Produktivität von Gesundheitsdienstleistenden
Das Forschungsprojekt widmet sich exemplarisch der Produktivität von Krankenhäusern als besonders bedeutender Dienstleistungsbereich des Gesundheitswesens. Die zentrale Zielsetzung des Projektes besteht in der Entwicklung und Implementierung eines Instrumentariums, mit dem Krankenhäuser ihre Produktivität bzw. die Produktivität von Innovationsprozessen messen und steuern können. Es handelt sich um ein Verbundprojekt, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Technologiemanagement an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, dem Institut für Arbeit und Technik und dem Deutschen Krankenhausinstitut e.V. durchgeführt wird.
Das Teilvorhaben des Lehrstuhls für Management im Gesundheitswesen der Universität Hamburg “Entwicklung und Erprobung von validierten Instrumenten zur Produktivitätsmessung“ innerhalb der Verbundprojekts ist darauf ausgerichtet, folgende inhaltliche Zielsetzungen zu adressieren:
- Analyse, Bewertung und Entwicklung von methodischen Instrumenten zur Produktivitätsmessung in Krankenhäusern
- Analyse des Zusammenhangs zwischen Produktivität des Leistungsgeschehens und der Produktivität von Innovationsprozessen
- Evaluation der Auswirkungen von Innovationen im strategischen Management auf die Produktivität von Krankenhäusern
- Entwicklung von Konzepten zur Verankerung der Produktivitätsmessung und -steigerung im Krankenhausmanagement sowie beispielhafte Implementierung der Konzepte in ausgewählten Krankenhäusern
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.produktivitaet2.de.
MedtecHTA: Entwicklung von HTA Methoden für Medizinprodukte aus der europäischen Perspektive
Health Technology Assessment (HTA) Methoden besitzen bereits eine tragende Rolle bei der Evaluation von Technologien in verschiedenen europäischen Ländern. Jedoch ist es mit den bestehenden Methoden nicht vollkommen möglich, den Herausforderungen unterschiedlicher Gesundheitstechnologien in geeigneter Weise zu begegnen.
Das Ziel von MedtecHTA besteht in der Weiterentwicklung existierender HTA Methoden zur Evaluation von Medizinprodukten. Hierzu gehört die Untersuchung von Adoptionsentscheidungen bezüglich medizintechnischer Produkte in Organisationen. Zunächst werden mittels eines systematischen Reviews die organisatorischen Faktoren der Adoption identifiziert. Anschließend wird ein standardisierter Fragebogen zur Aufdeckung relevanter organisatorischer Voraussetzungen zur Adoption entwickelt. Hiermit soll auch der Einfluss von Adoptionsentscheidungen auf bestehende Prozesse und Strukturen analysiert werden. Die Erhebung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC). Abschließend erfolgt eine statistische Analyse der erhobenen Daten, mit der unter anderem relevante Einflussfaktoren auf die Einführung kardiologischer Innovationen innerhalb und zwischen verschiedenen Ländern untersucht werden sollen. Weitere Informationen finden Sie unter www.medtechta.eu oder in unserer Broschüre.
Qualitätsinformation, Transparenz und Wettbewerb – Chancen und Risiken für die vertragsärztliche Versorgung
Gesundheitspolitische Entwicklungen der letzten Jahre zeigen eine deutliche Zunahme der Bedeutung von Qualitätssicherung und Qualitätstransparenz. Beides wird zunehmend auch mit der Etablierung von Wettbewerbsmechanismen verknüpft. Deren Umsetzung wird auch mit Hilfe von entsprechenden Gesetzesvorhaben erwirkt, wie zum Beispiel durch Neuregelungen des Krankenhausstrukturgesetzes im stationären Bereich. Entsprechende Wettbewerbsbestrebungen könnten sich in naher Zukunft auch auf die vertragsärztliche Versorgung durch niedergelassenes ärztliches und psychotherapeutisches Fachpersonal ausweiten, da sich in den letzten Jahren ein Zuwachs an wettbewerbsorientierten Strukturen in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung beobachten lässt.
Das Ziel des Projektes ist es, zunächst eine kritische Bestandsaufnahme des Rahmens zur Qualitätssicherung und Qualitätsförderung im ambulanten vertragsärztlichen Bereich auf Basis bestehender Strukturen durchzuführen. Im Anschluss werden Möglichkeiten diskutiert, wie Kassenärztliche Vereinigungen und Kassenärztliche Bundesvereinigung ein System zur weiteren Etablierung von Qualitätsinformationen, Qualitätstransparenz und Qualitätsdarlegung, unter Berücksichtigung des Versorgungsauftrages der Vertragsärzt:innen und –psychotherapeut:innen, in Zukunft sinnvoll ausgestalten können.
Die Erarbeitung des Gutachtens erfolgt in mehreren Schritten und durch mehrere unabhängige Gutachter:innen u.a. von Forschenden der Technischen Universität Berlin und des IGES Institutes.
Evaluation des Projekts „Weiterentwicklung stationärer Angebote für Menschen mit Demenz“
In Hamburg leben derzeit etwa 16.000 Menschen in vollstationären Pflegeeinrichtungen und es wird vermutet, dass von diesen Bewohner:innen zwischen 50 und 75 % an einer demenziellen Erkrankung leiden. Vor diesem Hintergrund haben verschiedene Pflegeeinrichtungen die Notwendigkeit erkannt, ihr Angebot an diese Bewohnendengruppe anzupassen.
Durch das von der Arbeitsgruppe angestoßene Projekt „Weiterentwicklung stationärer Angebote für Menschen mit Demenz“ sollen folgende Ziele erreicht werden: Die Lebensqualität der Bewohner:innen soll sich erhöhen, die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden soll sich verbessern und die Zufriedenheit der Angehörigen soll sich erhöhen.
Das Projekt wird vom HCHE evaluiert. Im Rahmen dieser Evaluation werden Befragungen vor Projektbeginn und nach Projektende durchgeführt und ein Evaluationsbericht erstellt, der beantwortet, inwieweit die verschiedenen Ziele erreicht werden konnten.
Europäisches Graduiertenkolleg: Verbesserung der Versorgungsqualität in Europa
Das HCHE - Hamburg Center for Health Economics hat in Kooperation mit der University of York, Universidade de Lisboa, University of Southern Denmark, Bocconi University, Erasmus University Rotterdam und dem Gesundheitsunternehmen Abbott Fördermittel der EU für den Aufbau eines Doktorand:innenprogramm erhalten.
Das Doktorand:innenprogramm befasst sich übergreifend mit „Quality of Care“, also der Qualität im Gesundheitswesen. Die Forschungsergebnisse sollen die Qualität und Leistungsfähigkeit der europäischen Gesundheitssysteme verbessern. Ein Ziel des Doktorand:innenprogramms ist es, hochqualifizierte Wissenschaftler:innen und Expert:innen auf dem Gebiet der „Quality of Care“ hervorzubringen und so vielfältige Karrierewege in der gesundheitsökonomischen Forschung und Praxis zu ermöglichen.
INVEST Billstedt/Horn – Hamburg Billstedt/Horn als Prototyp für eine Integrierte gesundheitliche Vollversorgung in deprivierten großstädtischen Regionen
In sozial benachteiligten städtischen Gebieten gibt es immer weniger hausärztliche, fachärztliche, zahnärztliche und psychotherapeutische Praxen. Gleichzeitig sind die Lebens- und Gesundheitschancen aufgrund der sozioökonomischen Bedingungen schlechter als in besser situierten Stadtteilen. Dies führt dazu, dass sich die Bewohner:innen nicht hinreichend versorgt fühlen, Notaufnahmen verstärkt konsultiert werden und die Gesundheitsausgaben kontinuierlich steigen.
INVEST Billstedt/Horn testet exemplarisch am Beispiel des Hamburger Ostens (Billstedt/Horn), wie man den Gesundheitsstatus der Bevölkerung in sozial benachteiligten Stadtteilen verbessern und den Einsatz vorhandener Ressourcen optimieren kann. Das Versorgungsmodell umfasst unterschiedliche Elemente und bezieht alle an der Gesundheitsversorgung beteiligten Bereiche, Einrichtungen und Berufsgruppen mit ein. Dafür werden innovative sowie patient:innenorientierte Versorgungsstrukturen und -prozesse aufgebaut und neue digitale Anwendungen erprobt, die die Kommunikation sowohl zwischen den ärztlichen Fachpersonal als auch zwischen Arzt:in und Patient:in verbessern sollen. Ziele der Interventionen sind die Entlastung der ärztlichen Fachkräfte, die Stärkung der wohnortnahen Versorgung und die Vermeidung von Über-, Unter- und Fehlversorgung. Ein innovativer Schwerpunkt wird der Aufbau des Gesundheitskiosks sein, eine zentrale und gut vernetzte Anlaufstelle, bei der die Versicherten zu allen Gesundheitsfragen in ihrer Muttersprache ganzheitlich beraten, unterstützt und geschult werden. Weitere Informationen finden sich auf der Projektwebsite von INVEST Billstedt/Horn.
Begleitforschung zu den Auswirkungen der Einführung des pauschalierenden Entgeltsystems für psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen nach § 17d Abs. 8 KHG
Mit § 17d Abs. 1 Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) wurden der GKV-Spitzenverband, der Verband der Privaten Krankenversicherung und die Deutsche Krankenhausgesellschaft dazu verpflichtet, ein „durchgängiges, leistungsorientiertes und pauschalierendes Vergütungssystem auf der Grundlage von tagesbezogenen Entgelten“ für die Vergütung der allgemeinen Krankenhausleistungen von psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen einzuführen.
Mit der Begleitforschung sollen insbesondere die Veränderung der Versorgungsstrukturen und der Qualität der Versorgung, die Auswirkungen auf die anderen Versorgungsbereiche sowie Art und Umfang von Leistungsverlagerungen untersucht werden. Vor dem Hintergrund der durch das Entgeltsystem induzierten Veränderungen im Krankenhausbereich sind insbesondere im Hinblick auf die politisch gewollte Vernetzung der Versorgungsstrukturen die Schnittmengen zu den das Krankenhaus umgebenden Versorgungsbereichen zu analysieren. Die Begleitforschung soll auch mögliche Anreizwirkungen bzw. Fehlentwicklungen identifizieren und schließlich die im Krankenhausbereich bereits initiierte Transparenzerhöhung steigern.
Der Einfluss von Preisveränderungen auf das Krankenhausverhalten in Deutschland
Die bisherige Literatur kann nicht systematisch zwischen den verschiedenen Reaktionen (Aufnahmeverhalten, Behandlungsintensität, Kodierung) von Krankenhäusern auf Preisveränderungen trennen. Auch wurden die Auswirkungen der drei verschiedenen Verhaltensänderungen auf die Versorgungsqualität bisher noch nicht untersucht.
Das Projekt analysiert, ob Krankenhäuser ihre „extensive margin“ d.h. das Aufnahmeverhalten, die „intensive margin“, d.h. die Behandlungsintensität, oder die Kodierung als Reaktion auf Preisveränderungen von einem Jahr auf das nächste verändern. Es werden verschiedene Elastizitäten und Kreuzpreis-Elastizitäten des Angebots geschätzt. Verzerrungen durch umgekehrte Kausalität oder unbeobachtbare Störvariablen werden u.a. mittels Instrumental-Variablen-Verfahren minimiert. Weiterhin soll untersucht werden, ob etwaige Veränderungen im Aufnahme- oder Behandlungsverhalten Auswirkungen auf die Versorgungsqualität haben. Aus wissenschaftlicher Sicht trägt das Projekt dazu bei, die möglichen drei Verhaltensweisen extensive margin, intensive margin und Kodierverhalten jeweils zu quantifizieren, um das Krankenhausverhalten genauer zu verstehen. Aus praktischer Sicht wird das Projekt dazu beitragen, von der DRG-Vergütung ausgehende Fehlanreize zur etwaigen Über-, Unter- und Fehlversorgung aufzudecken und Lösungen aufzuzeigen.
Förderung gesundheitlicher Eigenverantwortung
In den nächsten Jahren ist eine deutliche Disparität zwischen Einnahmen und Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung zu erwarten. Bereits jetzt zeichnen sich steigenden Beitragssätze für die kommenden Jahre ab. Infolge wird die Politik bei deutlich steigenden Beitragssätzen nach alternativen Finanzierungsformen und/oder Instrumenten zur Stärkung der Eigenverantwortung suchen, die einerseits ökonomisch effektiv sind, aber andererseits auch rechtlich und ethisch vertretbar und konsensfähig sind.
Ziel des Teilprojektes ist die Erarbeitung und Analyse von Instrumenten zur Stärkung der Eigenverantwortung, die aus ökonomischer Perspektive die gesellschaftliche Wohlfahrt erhöhen.