Vertiefende Erläuterungen zum Leitbild Lehre
Im Folgenden wird, das Leitbild Lehre ergänzend, vertiefend erläutert, was wir unter forschungsorientierter Lehre verstehen.
Universitäre Business School
Universitäten und Fakultäten sind Gemeinschaften von Studierenden und Hochschullehrenden, die durch institutionalisierte Formen von aufeinander bezogener Forschung und Lehre gekennzeichnet sind. Sie unterscheiden sich einerseits von reinen Forschungseinrichtungen, in denen die Lehre fehlt. Aber sie unterscheiden sich auch von nicht-universitären Lehrinstitutionen, in denen die Lehre nicht oder nicht zwingend an die Forschung gekoppelt ist. Unter anderem auch darin, dass das Wissen, das in Universitäten vermittelt wird, auch dort generiert und einer laufenden kritischen Reflexion über seine sachliche und ggf. ethische Gültigkeit unterzogen wird.
Verzahnung von Forschung und Lehre
Die Personalunion von Forschendem und Lehrendem gilt dabei grundsätzlich für jeden Einzelnen, nicht jedoch zwingend für das gesamte Themenspektrum der Lehre einer Person. Denn einerseits kann der neueste Forschungsstand auch durch Kolleg:innen repräsentiert sein–niemand kann so breit forschen, wie er ggf. lehrt und lehren muss. Andererseits muss Vermittlung in der Lehre auf den Studienfortschritt von Studierenden reagieren können und von Grundlagenwissen bis hin zu fortgeschrittenen Forschungsproblemlagen alle Abstufungen anbieten können.
Universitäre Lehre ist forschungsorientiert. Sie präsentiert nicht nur gesichertes Wissen, sondern bedenkt und trainiert zugleich den Prozess von dessen Generierung, Erwerb, kritischer Überprüfung, Weiterentwicklung und Erneuerung.
Die unabdingbare Verzahnung von Forschung und Lehre ermutigt, trainiert und verpflichtet Studierende und Lehrende gleichermaßen zu bzw. in einer Haltung, die über die Reproduzierung von Lehrbuchwissen hinausreicht, indem sie um das Bewusstsein von der laufend notwendigen theoretischen und empirischen Überprüfung und Revidierbarkeit der Lerninhalte erweitert wird. Dies gilt für Einzelergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit, aber auch für wissenschaftliche Methoden.
Verhältnis von Studierenden und Lehrenden
Damit stellt universitäre Lehre für alle Beteiligten die unverzichtbare Anstrengung des Selbstdenkens in den Mittelpunkt. Diese Anstrengung des Selbstdenkens gewinnt ihre Impulse aus einer intrinsischen, durch unsere Werte von Impact und Verantwortlichkeit motivierten Auseinandersetzung mit der Sache, wobei Selbst und Sache unter der Maßgabe einer kritischen Reflexivität in ein Wechselverhältnis treten. Insofern initiiert und fördert solche Bildung entsprechend unseren Werten die Bereitschaft zu offener Horizonterweiterung und zur Infragestellung von vermeintlichen Selbstverständlichkeiten.
Lehrende regen diese Interaktionsprozesse durch Lehre auf dem neuesten didaktischen Stand und den Einsatz moderner, auch digitaler Tools an. Studierende übernehmen Verantwortung für ihre eigenen Lernprozesse und bringen ihr Interesse, ihre Zeit und die Bereitschaft zur intensiven Befassung und kritischen Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten ein.
Lehrende und Studierende arbeiten in diesen Lehr-Lern-Prozessen in ihren jeweiligen Rollen wertschätzend, freundlich und konstruktiv zusammen. Als Business School-Gemeinschaft verantworten wir alle gemeinsam das Gelingen der Lehr-Lern-Prozesse; jede Gruppe leistet ihre jeweiligen Beiträge dazu. Wir gestalten in unseren Interaktionen gemeinsam ein lernfreundliches, durch psychologische Sicherheit gekennzeichnetes Klima und unterstützen bestmöglich die Potentialentfaltung und die Persönlichkeitsentwicklung für Studierende und Lehrende.
Outputs I - Verhältnis von verschiedenen Kompetenzbereichen zueinander
Selbstdenken und kritische Reflexivität sind ohne ein souveränes Vertraut-Sein mit den Sachverhalten nicht möglich. Genauso setzt das Bewusstsein für die gesellschaftliche Relevanz und die Übernahme von Verantwortung für einen Sachbereich dessen gründliche Kenntnis voraus. Aneignung und Präsentieren des aktuellen Wissensstands sind und bleiben daher ebenso wie Prüfungen auch in der universitären Lehre von Bedeutung. In welchem Umfang und Ausmaß welche Kenntnisse bzw. Fachwissen erforderlich sind, um in die Anstrengung des Selbstdenkens und die Übernahme von Verantwortung für einen Sachbereich sinnvoll einsteigen zu können, liegt in der Entscheidung der einzelnen betriebswirtschaftlichen Teildisziplinen und kann von Fach zu Fach differieren.
Über die reine Aneignung von Wissensinhalten gehen aber die mit forschungsbasierter Lehre zu beschreibenden Prozesse weit hinaus. Sie zielen nämlich auf einen bestimmten Umgang mit diesem Wissenshorizont ab–den Erwerb und die Ausübung eigenständiger analytischer Urteilskompetenz. Hierzu gehören umfassende Sachkompetenz als Fundament ebenso wie die Fähigkeit, eine Materie zu strukturieren und die dabei ins Spiel zu bringenden Gesichtspunkte argumentativ zu reflektieren. Zudem soll forschungsbasierte Bildung in die Lage versetzen, über die Analyse kritischer Voraussetzungen die Reichweite der Geltungsansprüche von Aussagen zu hinterfragen und abzuschätzen.
Die Konfrontation mit der notwendigen Überprüfung und Revidierbarkeit von Inhalten und Wissen unterstützt die Überzeugung, dass evidenzbasiertes Entscheiden und die laufende empirische Überprüfung von Wissensbeständen sowie lebenslanges Lernen notwendig sind, und vermittelt die Fähigkeiten dazu.
In einen umfassenden Urteilsprozess fließt auf Seiten aller Beteiligter die Auseinandersetzung mit den Argumenten, Urteilen, Perspektiven und Interessen anderer Denkschulen, Disziplinen, Kulturen, Interessengruppen und Personen ein. Diese werden bei der Entwicklung eigener Positionen mitreflektiert und mitkommuniziert und erhöhen so u. a. die Fähigkeit und Bereitschaft, Diversität zu leben und in einer international geprägten Welt mit Offenheit verantwortlich zu agieren.
Quantitative und empirische Methoden und die entsprechenden Kompetenzen zur Optimierung des Ressourceneinsatzes leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Nachhaltigkeit von Entscheidungen und des Impacts unserer Absolvent:innen im Bereich Nachhaltigkeit. Denn sparsamer und optimierter Ressourceneinsatz verbessert die Nachhaltigkeit von Problemlösungen.
Outputs II – Outputs forschungsorientierter Lehre auf Ebene von Berufsperspektiven
Forschungsorientierte Lehre dient der Ausbildung von Führungskräften in verschiedenen Praxisfeldern der Gesellschaft. Zum einen dient sie der Ausbildung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Zum anderen bietet sie denjenigen, die eine wissenschaftlich orientierte oder sonstige Berufstätigkeit in Wirtschaft oder Politik außerhalb der Forschung anstreben, eine eigenständige und wertvolle Qualifizierung. Denn allen Studierenden vermittelt sie das Handwerkszeug und die persönlichen Haltungen für eine Führungstätigkeit, die durch Selbstreflektion, innovative Ideen, gesellschaftliche Verantwortung, persönlichen Einsatz, evidenzbasiertes Entscheiden und kritisches Denken in einer VUCA-Welt* geprägt ist.
*VUCA steht für volatility (Volatilität), uncertainty (Ungewissheit), complexity (Komplexität) und ambiguity (Ambiguität).