Julia Diana Lenk: Forschungsaufenthalt in Fontainebleau
26. März 2025

Foto: Privat
Julia Diana Lenk ist Doktorandin an der Professur für Marketing und Branding bei Prof. Dr. Henrik Sattler. Ende September 2024 hat sie an einem 6-monatigen Research Stay an der INSEAD in Fontainebleau bei Paris teilgenommen. Nach ihrer Rückkehr im März sprach sie mit uns über ihre Erfahrungen.
Frau Lenk, Welchen Bezug haben Sie zu Frankreich?
Ich habe mein Abitur an einer bilingualen Schule auf Deutsch und auf Französisch absolviert. Dabei habe ich nicht nur früh damit begonnen, die Sprache intensiv zu lernen, sondern habe mich auch frühzeitig mit französischer Kultur und Geschichte auseinandergesetzt. Nach vielen Reisen und zahlreichen Austauschen hat sich meine Begeisterung für das Land vertieft, sodass ich nicht nur einen Doppelbachelor in Straßburg absolvierte, sondern auch an der Universität Hamburg bis heute Sprachkurse belege, um die Sprache zu pflegen. Darüber hinaus habe ich auch Familie im Elsass. Ach ja, und ganz wichtig: Ich liebe Paris!
Warum haben Sie sich bei der Wahl Ihres Forschungsaufenthalts für die INSEAD in Fontainebleau bei Paris entschieden?
Die INSEAD trägt den Slogan: „Business School for the World” – und das zurecht! Sie ist eine Eliteuniversität mit hochklassigen Forschenden und Studierenden aus der ganzen Welt. Die MBA und Executive-MBA-Programme sind international sehr anerkannt und ausgezeichnet. Besondern das internationale Umfeld und der starke Fokus auf erstklassiger Forschung haben mein Interesse geweckt.
Sie forschen zur Relevanz von soziodemographischen Faktoren im Marketing: Inwiefern konnten Sie an der INSEAD dazu neue Erkenntnisse gewinnen?
In früheren Projekten habe ich mich viel mit eben jenen Faktoren auf der Ebene des Advertisings beschäftigt – also wie diverse Models in alltäglichen Kampagnen wahrgenommen werden. Ich interessiere mich aber ebenso sehr für den Einfluss der Faktoren auf Konsumentenebene und inwiefern das Zusammenspiel von u. a. Geschlecht, Alter, sozialem Status und Bildung nachhaltige Kaufentscheidungen beeinflussen. Bereits seit einiger Zeit hat der Bereich des Öko-Labelings im Food-Bereich mein Interesse geweckt. Professor Pierre Chandon beschäftigt sich u. a. mit eben jener Thematik im Detail. Während meines Aufenthalts in Fontainebleau forschten wir also an der Schnittstelle, um folgende Frage zu beantworten: Wie kaufen unterschiedliche Konsumentensegmente Produkte mit nachhaltigen Labels im Supermarkt und welche der soziodemographischen Faktoren spielen die größte Rolle?
Wie sieht es aus mit Schwerpunkten außerhalb des Marketings bzw. zu welchen Fachgebieten konnten Sie sich an der INSEAD sonst noch weiterbilden?
Ich hatte die Möglichkeit an Doktorandenkursen im Marketing-Department teilzunehmen, aber auch an Research-Seminaren und Vorträgen von Professor:innen aus der ganzen Welt. Besonders gut haben mir die PhD-Seminare gefallen, die disziplinübergreifend waren und an denen nur PhD-Studierende, Pre- und Post-Docs beteiligt werden, die ihre Projekte oder auch nur Forschungsideen gepitcht haben. Vielleicht könnte man so etwas auch an der University of Hamburg Business School einführen, auch um die Beziehungen zwischen dem wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern!
Wie war der Austausch mit den anderen Teilnehmenden?
Super! Die Community der Forschenden an der INSEAD ist sehr offen und der Austausch war für mich sehr wertvoll. Wir diskutierten nicht nur regelmäßig in der Mensa (wo es übrigens jeden Tag 1A französische und internationale Küche gab mit mehreren Gängen) über unsere Projektideen oder Forschungsprobleme, die uns begegneten, sondern haben auch außerhalb der Universität viel miteinander unternommen. Innerhalb kürzester Zeit entwickelten sich Freundschaften – ich reise bereits zeitnah wieder nach Frankreich, um alle zu besuchen. Was besonders beeindruckend für mich war, ist der dort herrschende „Academia-Spirit“. So gut wie alle Doktorand:innen sind an einer Karriere in der Wissenschaft interessiert.
Haben Sie Tipps für andere Doktorand:innen, die einen Forschungsaufenthalt planen? Gibt es beispielsweise Stipendien zur Finanzierung und wie viel Vorlauf sollte man planen?
Zunächst kann ich es allen Doktorand:innen empfehlen, um auch mal in andere Institutionen hineinzuschnuppern und das Netzwerk zu vergrößern. Mein Tipp: Einfach die Profs direkt kontaktieren – z. B. auf Konferenzen. Fragen kostet nichts und wenn sich gemeinsame Forschungsschnittstellen ergeben, dann ist die Umsetzung als Visiting Scholar oft unkompliziert – ein Schreibtisch ist meist überall frei. Ich habe ca. 3 Monate im Voraus damit begonnen, nach Unterkünften zu suchen, sobald ich den Einladungsbrief der INSEAD erhalten habe.
Und ja, man kann sich für zahlreiche Stipendien bewerben. Ich habe einen großen Teil der Kosten über die Joachim-Herz-Stiftung finanzieren können, die mich seit November 2024 als Research Fellow im Bereich Interdisciplinary Research in Business Administration fördert. Die Bewerbungsfrist für die nächste Kohorte ist übrigens der 16. Mai.
Ich kann einen Forschungsaufenthalt während bzw. am Ende der Promotion vollends empfehlen. Mein Promotionsstudium hat sich dadurch nicht verlängert, da ich das Projekt in meine Dissertation einbringen kann – also summa summarum eine unglaublich produktive, ereignisreiche und empfehlenswerte Zeit!
Vielen Dank für das Gespräch!