Ethics, Responsibility, and SustainabilityLaura Wolf und Lasse Radmer mit ERS-Preis ausgezeichnet
14. Juli 2025

Foto: Rahel E. Photography
Die BWL-Masterabsolventin Laura Wolf und der Bachelorabsolvent Lasse Radmer haben im Rahmen der Abschlussfeier am 11. Juli 2025 den ERS-Preis in ihrem jeweiligen Studiengang gewonnen.
Laura Wolf, M.Sc., und Lasse Radmer, B.Sc., haben auf der Abschlussfeier der Business School am 11. Juli 2025 den von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Forvis Mazars bereits zum vierten Mal unterstützten und mit 500 Euro pro Person dotierten ERS-Preis entgegengenommen. Die Ehrung wird für herausragende Abschlussarbeiten im Bereich "Ethics, Responsibility, and Sustainability", kurz ERS, vergeben. Kai Wuttke, Partner ESG & Sustainability bei Forvis Mazars: "Ich freue mich darüber, dass wir Studierende, die sich mit ethischen und nachhaltigen Themen auseinandersetzen, mit dem ERS-Preis für ihre Arbeit belohnen können. Der Preis liegt mir selbst als Umweltwissenschaftler besonders am Herzen.“
Wir haben die Preisträger gebeten, die Themen ihrer Abschlussarbeiten kurz zu beschreiben, über ihre Motivation und den Einfluss der Arbeiten auf ihre Berufswünsche zu sprechen.
Laura Wolf, M.Sc.
Was war das Thema Ihrer Master-Abschlussarbeit?
Mein Thema lautet: "Geschlechterstereotype und Karriere – eine empirische Analyse."
In meiner Masterarbeit habe ich untersucht, weshalb Frauen trotz individueller Qualifikationen und angepasster struktureller Rahmenbedingungen weiterhin in Führungspositionen unterrepräsentiert sind. Aufbauend auf der wissenschaftlichen Argumentation, dass die Existenz nachteiliger Vorstellungen über die vermeintlich stereotypischen Eigenschaften von Frauen eine mögliche Ursache für die bestehende Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen hierfür darstellen, habe ich mittels einer latenten Profilanalyse quantitativ-empirisch analysiert, inwieweit sich Individuen mit diesen vorherrschenden Geschlechterstereotypen identifizieren – und welchen Einfluss dies auf ihren individuellen Karriereerfolg, gemessen an der hierarchischen Position im Unternehmen, hat. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen im gleichen Maße wie Männer über führungsrelevante Eigenschaften verfügen. Die systematische Unterrepräsentation von Frauen in den Führungsebenen von Unternehmen kann demnach nicht durch vermeintlich fehlende Führungseigenschaften gerechtfertigt werden, sondern ist vielmehr Ausdruck der fortbestehenden geschlechtsspezifischen Diskriminierung aufgrund anachronistischer stereotyper Rollenbilder.
Was war Ihre Motivation, sich mit dem Thema zu beschäftigen?
Mein Interesse an Gleichstellungsfragen und der Einsatz gegen geschlechtsspezifische Benachteiligung begleiten mich schon seit dem jungen erwachsenen Alter, wurden in der Zeit meines Bachelorstudiums in Göttingen weiter geschärft und prägen seither meine Überzeugung, mich für die Rechte von Frauen stark zu machen. Mein Studienschwerpunkt liegt eigentlich im Bereich Finanzen, weshalb ich bei der Themensuche für meine Masterthesis eher aus Zufall auf den Schwerpunkt Gender & Diversity an der Professur von Prof. Dr. Alewell gestoßen bin. Mir wurde aber schnell klar, dass ich diese Gelegenheit nutzen und meine Masterarbeit in diesem Bereich schreiben möchte. Die Möglichkeit, ein Thema, das mich persönlich betrifft, bewegt und für das ich mich außerhalb der Universität einsetze, über einen längeren Zeitraum aus einer akademischen Perspektive zu untersuchen, habe ich als große Motivation empfunden.
Hat Ihre Masterarbeit Einfluss auf Ihren Berufswunsch genommen und, falls ja, inwiefern?
Tatsächlich liegt mein akademischer Hintergrund im Bereich Finance, und auch beruflich bin ich inzwischen im Bereich Mergers & Acquisitions mit Schwerpunkt Renewables tätig. Die Entscheidung für mein Masterarbeitsthema war vor allem persönlich motiviert. Dass ich mich beruflich für den Bereich Renewables entschieden habe, hängt für mich jedoch eng mit meiner persönlichen Haltung zusammen: dem Einsatz für mehr Gerechtigkeit und Verantwortung. Für mich ergänzen sich diese Themen in ihrem gemeinsamen Ziel, gesellschaftliches Bewusstsein zu schaffen und nachhaltige Veränderungen voranzutreiben.
Lasse Radmer, B.Sc.
Was war das Thema Ihrer Bachelor-Abschlussarbeit?
Mein Thema lautet: "Der Einfluss von CSR-Ausschüssen auf die Veröffentlichung und Prüfung von Nachhaltigkeitsinformationen."
Seit 2017 sind bestimmte europäische Unternehmen dazu verpflichtet, neben der finanziellen auch eine nichtfinanzielle Berichterstattung bzw. Nachhaltigkeitsberichterstattung vorzunehmen. Diese Pflicht wurde mittels mehrerer Rechtsakte durch den europäischen Gesetzgeber in jüngster Vergangenheit erweitert, sodass sich neben einer ausgeweiteten Pflicht zur Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsinformationen auch eine Pflicht zur externen Prüfung ergibt. Daher habe ich in meiner Bachelorarbeit mittels eines systematischen Literaturreviews untersucht, ob und wie CSR-Ausschüsse (CSR steht für Corporate Sustainability Reporting), welche auf Ebene des Kontrollorgans freiwillig gebildet werden können, die Veröffentlichung und Prüfung von Nachhaltigkeitsinformationen beeinflussen. Ich komme zu dem Ergebnis, dass CSR-Ausschüsse einen positiven und signifikanten Effekt sowohl auf die Veröffentlichung als auch auf die Prüfung von Nachhaltigkeitsinformationen haben. Dabei spielen spezielle Charakteristika der CSR-Ausschüsse, wie beispielsweise die Anzahl der Mitglieder und Expert:innen im Ausschuss oder die Häufigkeit von Sitzungen eine entscheidende Rolle.
Was war Ihre Motivation, sich mit dem Thema zu beschäftigen?
Zum einen hatte ich während des Seminars "Evolving Topics in Accounting, Auditing and Corporate Governance" bereits Kontakt zu dem Thema der Nachhaltigkeitsinformationen, wenn auch mit einem anderen Schwerpunkt, dort unter dem Titel: „Die Auswirkungen durch die regulatorischen Anpassungen der CSRD* auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung“. CSRD steht dabei für „Corporate Sustainability Reporting Directive“, eine EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen. Zum anderen war bzw. ist, wenn auch momentan aufgrund geplanter regulatorischer Änderungen in etwas abgeschwächter Form, das Thema der Nachhaltigkeitsberichterstattung und den damit zusammenhängenden Nachhaltigkeitsinformationen hochaktuell: Auf dem Gebiet hat sich in den letzten Jahren viel verändert und weitere Änderungen werden auf Ebene der EU diskutiert. Nicht zuletzt kam auch ein gewisses Interesse daher, dass ich mich mit dem Thema im Rahmen meines Jobs bei einer mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu dem Zeitpunkt beschäftigt habe, im Hinblick auf Projekte in der Zukunft.
Hat Ihre Bachelorarbeit Einfluss auf Ihren Berufswunsch genommen und, falls ja, inwiefern?
Tatsächlich eher nicht. Mir war schon vor der Abschlussarbeit klar, dass ich mich gerne im Themengebiet des Steuerrechts im Rahmen eines Masterstudiengangs weiter vertiefen möchte. Hieran hat die Abschlussarbeit nichts geändert, auch wenn die Bachelorarbeit ein ganz anderes Themengebiet als das Steuerrecht angesprochen hat. Insofern hat mich die Bachelorarbeit eher darin bekräftigt, mich dem Steuerrecht zu widmen. Denn während der Arbeitsphase habe ich gemerkt, dass ich an steuerlichen Thematiken langfristig mehr Interesse habe. Gleichwohl hat mir die Abschlussarbeit spannende Einblicke in das Gebiet der Nachhaltigkeitsberichterstattung gegeben.
Vielen Dank für das Gespräch.