InterviewAIDAR: Über die Anfänge eines KI-Startups
1. April 2025

Foto: Jakob Mewes
Janek Meyn ist ein ehemaliger Studierender der Business School aus dem Hochschulübergreifenden Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen. Mit seinem Kommilitonen von der zeitgleichen Promotion an der Kühne-Logistics-University Caspar Zinn hat er im Oktober 2024 die AIDAR GmbH gegründet, ein innovatives KI-Startup für die Musikbranche.
Wir begleiten das Unternehmen bei seiner Entwicklung und hatten bereits im Mai 2024 von den ersten Schritten berichtet. Nun haben wir Janek Meyn nach den Erfahrungen aus der Startphase gefragt und wie es mit dem Unternehmen weitergeht.
Euer Unternehmen AIDAR ist nun 5 Monate alt. Was ist seit dem Start passiert?
Janek Meyn: Zusammen mit Caspar (Zinn) habe ich AIDAR im letzten Jahr gegründet. Die Idee dahinter ist allerdings schon ein wenig älter. Anfangs habe ich neben meiner Promotion einen kleinen Prototyp gebaut. Durch mein vorheriges Wirtschaftsingenieurwesen-Studium war ich bereits mit Prof. Dr. Michel Clement vernetzt und kannte die Unterstützung der Business School im Bereich Entrepreneurship. Ich habe mich dann entschieden, im November 2023 mit Caspar ein Team zusammenzustellen, um mich auf das EXIST-Gründungsstipendium zu bewerben. Hierbei haben uns die damalige Gründungsberaterin der Universität Hamburg, Imme Godthardt (Anm.: Jetzt Managing Director der Business School), und unser Mentor, Prof. Dr. Michel Clement, hervorragend unterstützt, sodass wir die Förderung erhalten haben.
Das EXIST-Gründungsstipendium haben wir genutzt, um aus dem ersten Prototypen ein nahezu fertiges Produkt zu entwickeln, das wir ersten Kunden als Early-Access-Version Anfang 2025 verkaufen konnten.
AIDAR wurde gegründet, um das Artist-Scouting in der Musikbranche intelligenter und effizienter zu gestalten. Jeden Tag erscheinen mehr als 100.000 neue Songs - mit herkömmlichen Discovery-Methoden ist es für Musikunternehmen nahezu unmöglich die passenden Künstler:innen zu finden. Unsere KI-gestützte Lösung sucht entsprechend dem Suchprofil der Musik-Scouts kontinuierlich.
Unser nächster großer Schritt ist der Public Launch von AIDAR im Mai 2025. Parallel dazu fundraisen wir eine kleine Runde, um unser Team zu vergrößern und den Markteintritt unter Labels zu stemmen.
Was waren Eure größten Herausforderungen?
Aus der Corporate Welt kommend, war es schon ein anfangs komisches Gefühl, auf einmal alles frei entscheiden zu dürfen, aber auch zu müssen. In einem normalen Job hat man immer einen Vorgesetzten und auch der hat einen Vorgesetzten, so dass allgemeine Ziele und Werte, also ein Basiskonstrukt einfach vorgegeben sind. Vorher war mir nicht bewusst, wieviel Orientierung dieses Basiskonstrukt durchaus gibt. Bald wurde daraus aber ein noch stärkeres Freiheitsgefühl, das sowohl der Persönlichkeitsentfaltung als auch der Kreativität und Innovationsbereitschaft sehr förderlich ist.
Auch wenn meine Promotion auf Grundlage der Musikindustrie basierte, haben wir nie in der Industrie selbst gearbeitet, so dass wir anfangs nicht über das notwendige Netzwerk in der Musikindustrie verfügten. Doch mit einer starken Produktidee und viel Mut haben wir einfach losgelegt, und Stück für Stück fielen die Puzzle-Teile zusammen. Durch kontinuierliches Netzwerken, Feedback und viele Gesprächen mit unserer Zielgruppe.
Wie geht es nach Eurem EXIST Gründungsstipendium weiter?
Wir sind stolz, im Anschluss an EXIST im Februar 2025 von der IFB Hamburg die InnoFounder-Förderung erhalten zu haben. Diese Unterstützung ermöglicht es uns, den Markteintritt gezielt voranzutreiben und unser Geschäftsmodell weiter zu schärfen. Zunächst möchten wir uns auf einen erfolgreichen Eintritt unter Musik-Labels konzentrieren – in Deutschland, Europa und den USA.
Parallel dazu arbeiten wir an unserer ersten Finanzierungsrunde, bestehend aus erfahrenen Investoren (Business Angels), die uns nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch wertvolle strategische Unterstützung bieten können. Unser Ziel ist es, ein schlagkräftiges Team aufzubauen, das uns dabei hilft, AIDAR nachhaltig zu skalieren und weitere Marktsegmente zu erschließen. Wir evaluieren zudem, wie AIDAR langfristig für die gesamte Musikindustrie wertvoll sein kann – etwa für Verlage, Distributoren, Sync- Booking und Management-Agenturen.
Welche Learnings konntet Ihr aus Eurem Studium in die Unternehmensgründung und -entwicklung einbringen?
Aus unserem Studium konnten wir vor allem Denkansätze mitnehmen, die uns helfen, Probleme strukturiert zu analysieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Gerade in einem Startup gibt es täglich neue Herausforderungen, und die Fähigkeit, methodisch und flexibel auf sie zu reagieren, ist essenziell. Natürlich haben wir auch die Grundlagen der Unternehmensführung gelernt – aber in der Praxis sieht vieles anders aus. Entscheidungen müssen oft schneller getroffen werden, und nicht immer gibt es eine klare Strategie oder Blaupause. Hier hilft uns das im Studium erlernte analytische Denken enorm. Ohne die erlernten Hard-Skills der Datenanalyse hätte wir natürlich ebenfalls nie ein KI-Startup gründen können.
Inwiefern hat Euch die University of Hamburg Business School im Bereich Entrepreneurship unterstützt?
Ganz elementar war die Unterstützung von Michel Clement. Durch seine Bereitschaft uns zu unterstützen, haben wir erst das Gründerstipendium EXIST bekommen können, welches aus dem vorherigen Hobby ein wirkliches Startup gemacht hat. Ich glaube nicht, dass wir uns ohne diese Förderung getraut hätten, unsere Jobs zu kündigen und in dieses Abenteuer zu springen. Wir hätten einiges verpasst!
Welche Tipps habt Ihr für angehende Gründer:innen?
Viel über das Problem sprechen, das man lösen möchte – und zwar direkt mit der Zielgruppe. Es ist essenziell, mit simplen Prototypen zu starten und die Idee frühzeitig und ausgiebig zu testen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass das Produkt wirklich den Bedürfnissen des Marktes entspricht. Natürlich könnte jemand anders die Idee klauen, aber nur so findet man heraus, ob die Idee auch etwas taugt. Größtenteils konnten wir so Unterstützer:innen finden, die uns als Fachexpert:innen und Mentor:innen bis heute zur Seite stehen.
Was bedeutet Euch das Networking mit Alumni?
Networking ist für uns elementar – insbesondere in der Musikindustrie, wo uns anfangs ein breites Netzwerk gefehlt hat. Hier half nur: Reden, Zuhören, Vernetzen. Der Austausch mit anderen Gründer:innen, Expert:innen und Alumni hat uns dabei geholfen, unser Produkt ständig zu verbessern und ein Stück weiter Richtung Product-Market-Fit zu robben, und natürlich unser Netzwerk zu vergrößern.
Woran denkt Ihr am liebsten zurück, wenn Ihr Euch ans Studium an der Universität Hamburg erinnert?
Es gibt sicherlich schönere Orte, aber irgendwie kommt mir zuerst die Bib im Wiwi Bunker in Kopf. Dort mit anderen Kommilitonen in kleinen Gruppen an viel zu kleinen Tischen gemeinsam an einem Thema zu arbeiten, in der Atmosphäre, war nicht mega schön, aber hatte einfach was.
Vielen Dank für das Gespräch.
Mehr über AIDAR erfahren Sie auf der Homepage des Unternehmens.